Stellungnahme des Vorsitzenden der SPD Fraktion in der Rodenbacher Gemeindevertretung Norbert Link zu den CDU-Anträgen zum Medientreff Trennwand und Dekelung des Budgets.
Ihre beiden Anträge zur Bücherei und Medientreff sind der Anlass für mich, ausführlich auf unsere Einrichtung Medientreff einzugehen.
Um zu verdeutlichen, um was es sich bei unserem Medientreff handelt, will ich an dieser Stelle auf die Produktbeschreibung zum Produktbereich 04 Kultur und Wissenschaft hinweisen.
Danach ist der Medientreff eine Bildungs- und Kultureinrichtung. Er stellt Bücher, audiovisuelle und andere moderne Medien sowohl in den Räumen der Bibliothek als auch online zum Download für die Ausleihe und Nutzung bereit.
Das ist das, was man gemeinhin als Aufgabe einer Bücherei definiert.
Unser Medientreff ist aber wesentlich mehr.
Er eröffnet den Nutzern den Zugang zu weiteren Informationsquellen wie z. B. dem Internet und den Medienbeständen anderer Bibliotheken im Rahmen der Fernleihe und als Mitglied des Onlineverbundes Hessen. Mit seinen Veranstaltungen zu kulturellen und gesellschaftspolitischen Themen ist er ein bedeutender kommunikativer und kultureller Treffpunkt in der Gemeinde. Er arbeitet eng mit anderen sozialen und kulturellen Einrichtungen sowie Initiativen und Vereinen zusammen. Besonders intensiv ist diese Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten. Im Rahmen seiner finanziellen und personellen Ressourcen liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit im Bereich der Leseförderung und Lesekompetenz. Ehrenamtlich engagierte Bürger werden in die Arbeit des Medientreffs eingebunden.
Er bildet zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste aus und ist unter anderem auch Ausbildungsort für Schul-, Fachhochschul- und Auslandspraktikanten. Der Medientreff arbeitet eng mit dem im Jahr 2017 gegründeten „Freundeskreis Medientreff Gemeindebücherei Rodenbach e.V.“ zusammen, dessen Gründung auf einen SPD Antrag zurückzuführen ist.
Einige der Ziele, denen sich der Medientreff verschrieben hat, sind:
- Förderung der schulischen, beruflichen und allgemeinen Bildung,
- Gewährleistung eines freien Zugangs zu öffentlich zugänglichen Informationen, u.a. auch durch kostenfreien Zugang zum World Wide Web,
- regelmäßige Angebote zur Förderung der Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen,
- Bereitstellung von Medien zum Erwerb der Sprachkompetenz in der deutschen Sprache,
- Pflege von Sprache und Literatur,
- weiterer Ausbau des Medientreffs zum Treffpunkt für Einwohner und kulturelle Gruppen unterschiedlichster Art
Diese Aufzählung zeigt, dass der Medientreff weit mehr als eine Einrichtung ist, in der man Bücher ausleihen kann. Es handelt sich hier um eine bildungspolitische, kulturelle und pädagogische Einrichtung, die ähnlich wie Museen, Kindergärten und Schulen nicht wirtschaftlich und ohne Defizit betrieben werden kann. Angebote von Büchereien anderer Gemeinden weichen mehr oder weniger stark von dem ab, was unser Medientreff leistet. Deshalb kann man auch unseren Medientreff nicht mit Bibliotheken anderer Gemeinden vergleichen.
In Ihrem Antrag führen Sie aus, dass die Ausleihen vor Ort zurückgehen, aber die Besucherzahl wegen des Angebots, das der Medientreff zur Verfügung stellt, ansteigt.
In dem Anstieg der Besucherzahlen auf das hervorragende Angebot des Medientreffs ist erkennbar, dass diese Angebote auch angenommen werden. Deshalb sollten auch die räumlichen Voraussetzungen in dem Gebäude, und zwar da, wo es notwendig ist, verbessert werden.
Mit dem Einbau der Trennwand soll Folgendes erreicht werden:
- Bei den Vorlesestunden sollten sowohl die Vorleser als auch die zuhörenden Kinder nicht durch den Ausleihbetrieb gestört werden. Ein geschlossener Raum erhöht die Ruhe und Konzentrationsfähigkeit der Kinder.
- Für die Krabbelkindreihe „Geschichtenspaß“ mit Marie, die regelmäßig von jungen Müttern mit ihren Kindern sehr gut angenommen wird, erleichtert ein geschlossener Raum ebenfalls die Konzeption und Durchführung der Veranstaltung.
- Seminare und Lerngruppen, die bisher ausschließlich außerhalb der Öffnungszeiten stattfinden können, wären dann möglich.
- Die Kunden, die während der Öffnungszeiten Zeitung lesen, etwas ausleihen oder sich einfach treffen möchten, würde eine Trennung von parallel stattfindenden Veranstaltungen ebenfalls begrüßen.
Wir halten deshalb im Gegensatz zu Ihnen die Trennwand für erforderlich und werden Ihrem Antrag nicht zustimmen.
In Ihrem Antrag Nr. 14 stellen Sie richtigerweise fest, dass die Besucherzahlen im Medientreff ansteigen. Dies ist auf die recht erfolgreichen Veranstaltungen des Medientreffs zurückzuführen. Es sind aber nicht nur die Veranstaltungen, die mehr Kunden ins Haus bringen. Die Bibliothek ist ein Treffpunkt für Kinder, Jugendliche, Mütter und Väter geworden, es kommen ältere Leute, die Zeitung lesen möchten und Studenten, um mit ihrem Laptop in Ruhe zu arbeiten.
Das ist doch ein Beweis dafür, dass die dauerhafte Arbeit am Konzept des Medientreffs Früchte trägt. Die Konzepte des Medientreffs, die einer permanenten Überprüfung unterliegen, sind ja keine Geheimnisse und werden uns im jährlichen Jahresbericht im Ausschuss vorgestellt.
Danach kamen im Jahr 2017 über 3200 Besucher zu 219 Veranstaltungen, die vom Medientreff selbst und von externen Gruppen durchgeführt werden.
Eine stolze Zahl, wenn man bedenkt, dass so ein Jahr nur 365 Tage hat
Wenn Sie in Ihrem Antrag über Veränderungen der Konzeption nachdenken, wäre ein Hinweis hilfreich, in welche Richtung eine Neuausrichtung nach Ihrer Auffassung erfolgen soll.
Legt man die Zielrichtung Ihres Antrages bei dieser Betrachtung zu Grunde, kann dafür ja nur eine Verringerung der Angebote in Frage kommen. Diese Notwendigkeit tritt bei einer Deckelung des Defizits zwangsläufig ein, weil der größte Teil der Kosten Personalkosten sind und bei Tariferhöhungen Reduzierungen der übrigen Leistungen die Folge wären. In dem Bericht über Ihre Klausurtagung bezeichnen Sie selbst den Medientreff als ein Leuchtturmprojekt. Dem können wir nur zustimmen. Ein Leuchtturm ist ein stolzes Gebäude, dessen wegweisendes Licht sehr gut zu sehen ist und überall Beachtung findet. Die Folge Ihres Antrages ist, dass ein weit sichtbares Licht zu einem kaum noch zu sehenden Signallämpchen mutiert.
Auch Ihre Idee einer mittelfristigen Verlagerung des Medientreffs in die Nähe der Schule erscheint uns nicht als realistisch durchführbar. Das Gebäude des Medientreffs verfügt über eine Nutzfläche von über 1000 qm und ist vom Zuschnitt hervorragend für die Zwecke geeignet. Wo liegt denn der Gewinn für eine solche Umsiedlung. Eine Verlagerung würde das komplette Raum- und Sachkonzept (Familienzentrum RoBBe, Kindergarten und jetzt noch den Medientreff) in Frage stellen. Die Aussage im Ausschuss, dass sich dadurch der Weg der Schüler der Adolf-Reichwein-Schule zur Bibliothek verringern würde ist insofern nicht logisch, weil zum einen die Adolf-Reichwein-Schule über eine umfassende Schulbibliothek verfügt und auf der anderen Seite sich der Weg für andere Nutzer des Medientreffs verlängern würde. Des einen Vorteil, des anderen Nachteil.
Wie Sie sehen, gibt es in Ihrem Antrag keinen einzigen Punkt, dem wir uns inhaltlich anschließen können. Deshalb werden wir ihm auch nicht zustimmen.