20.11.2012: Diskussionsrunde der SPD Rodenbach über Fachkräftemangel

Der SPD-Ortsverein Rodenbach hatte zu einem Gedankenaustausch zum Thema „Fachkräftemangel“ ins Cafe Zeitreise im Altenzentrum Rodenbach eingeladen. Als Diskussionspartner nahmen die Leiterin des IHK-Forums Rhein-Main Martina Winkelmann, der erste Kreisbeigeordnete Dr. André Kavai und der Bürgermeister von Rodenbach Klaus Schejna teil.

Die Ortsvereinsvorsitzende Roseliese Hess stellte zu Beginn fest: „Das Fehlen von Fachkräften kann zweifelsohne dazu führen, dass Unternehmen oder ganze Wirtschaftszweige weniger wachsen als das mit entsprechend qualifizierten und mit bestimmten Fähigkeiten ausgestattetem Fachpersonal möglich wäre“ und fragte die Diskussionspartner:

„Haben wir überhaupt einen Mangel an Fachkräften, wenn ja, in welchen Bereichen und wie können wir diesem Mangel begegnen?“

Frau Winkelmann überraschte mit einen sehr positiven Bericht vom derzeitigen Arbeitsmarkt im Main-Kinzig-Kreis, im Land Hessen und in der Bundesrepublik Deutschland. Die Arbeitslosenquote liege im Main-Kinzig-Kreis mit 4,9% unter der des Landes Hessen mit 5,5% und der der Bundesrepublik Deutschland mit 6,5%. Die IHK geht von einem Wirtschaftswachstum im MKK im nächsten Jahr von einem Prozent und dank vieler Kleinunternehmer im MKK nur von einem geringen Verlust von Arbeitsplätzen aus. In Verbindung mit dem demographischen Wandel empfahl sie den IHK-Mitgliedsunternehmen, dass sie sich nicht zu schnell von ihren älteren Beschäftigten trennen sollten. Winkelmann war sich sicher: „Wir verlieren damit Wissen“ und in Folge Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Die größte Reserve, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, sei die höhere Beschäftigung von Frauen. Dafür müssen die Politik und die Wirtschaft bessere Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf anbieten, und die Aus- und Weiterbildung müsse ausgedehnt werden.

Der erste Kreisbeigeordnete Dr. André Kavai sagte, dass die Politik das sinkende Arbeitskräfteangebot im Gefolge des demografischen Wandels stark thematisiere. Man müsse überlegen, wie die Region dem Fachkräftemangel begegnen wolle. Den Bereich der Altenpflege betreffe der Fachkräftemangel besonders, da die Bürger zum einen älter würden, also mehr Bedarf entstehe, zum anderen der Nachwuchs fehle. Kavai meinte auch, dass man die Attraktivität der entsprechenden Berufe steigern müsse. Er wies dabei auf die zu geringe Bezahlung der Fachkräfte am Beispiel von fehlenden Busfahrern hin. Lebenslanges Lernen der Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz sorge auch für die berufliche Weiterentwicklung, ohne dass ihm Lohn verloren gehe. Dem Arbeitgeber gehe indes der Arbeitnehmer nicht verloren. Die Verhältnisse haben sich gewandelt. „Heute kann sich der Auszubildende den Chef aussuchen, früher suchte sich der Chef den Auszubildenden aus den Bewerbern aus! “ so die Feststellung von Kavai.

Der Bürgermeister von Rodenbach Klaus Schejna teilte eingangs die optimistische Einschätzung seiner Vorredner und bestätigte, dass es dem größten Teil der Bevölkerung rund um die Mainmetropole Frankfurt relativ gut ginge. Er hat sich ebenfalls für eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte und der Erzieherinnen ausgesprochen, um dem drohenden Fachkräftemangel in der Branche zu begegnen und den Abwerbungen unter den Kommunen entgegen wirken zu können. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung könnte sich der Mangel an Betreuern in der Altenpflege bis 2030 zum regelrechten Pflegenotstand ausgewachsen. Um einen solchen Engpass nicht noch zusätzlich zu verschärfen, wehrten sich alle drei Referenten gegen höhere berufliche Hürden für Pflegekräfte. Sie waren sich einig: „Wir brauchen auch weiterhin Haupt- und Realschüler als Pflegepersonal, sonst werden wir den künftigen Bedarf angesichts der alternden Bevölkerung nicht decken können“.

Klaus Schejna zeigte sich überzeugt, dass die Kommunalpolitiker alles unterstützen werden, um den Werbeslogan „Familienfreundliches Rodenbach“ in die Tat umsetzen zu können. Anstehende Probleme würden mit allen Beteiligten am „runden Tisch“ erörtert. Dazu gehöre insbesondere, dass die Gemeinde als Arbeitgeber, beim Ringen um Erzieherinnen für die Rodenbacher Kindertagesstätten attraktive Bedingungen anbieten kann.